1. November 2016

System Change, not Climate Change! unterstützt einen Aufruf von unabhängigen engagierten Jugendlichen, die sich in einem offenen Brief an die österreichische Bundesregierung wenden und verbindliche, ehrgeizige Klimaziele sowie eine möglichst schnelle Energiewende fordern.

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Der offene Brief im Wortlaut:

 

Verbindliche Klimaziele – Energiewende jetzt!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Sehr geehrter Herr Vizekanzler!
Sehr geehrte BundesministerInnen!

Wir, die VerfasserInnen dieses offenen Briefes, sind junge Menschen, die sich in den verschiedensten Bereichen für einen sozial-ökologischen Wandel in Österreich einsetzen. Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel ohne Zweifel wahrnimmt und die letzte, die etwas gegen ihn unternehmen kann. Junge Menschen in unserem Land und auf der ganzen Welt werden mit den Entscheidungen leben müssen, die Sie treffen. Wir können und wollen nicht untätig zusehen, wenn über unsere Zukunft verhandelt wird. Besonders wenn es um ein so wichtiges Thema geht: den österreichischen Beitrag zum Erhalt eines lebenswerten Planeten für die nächsten Generationen.

Das Klimaabkommen von Paris wurde im vergangenen Sommer vom Nationalrat ratifiziert – die Herausforderungen, die es zu meistern gilt, sind aber schon sehr viel länger bekannt: Wenn wir die Erderwärmung auf unter 2 oder gar unter 1,5 Grad begrenzen wollen, müssen wir handeln und die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und Mobilität so schnell wie möglich umsetzen. Die österreichische Politik trägt dieser Dringlichkeit in keiner Weise Rechnung. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren keine einzige große Klimaschutz-Maßnahme umgesetzt, die zu einer spürbaren Treibhausgasreduktion geführt hätte. Im Gegenteil: Gelegenheiten wie die letzte Steuerreform, die zu einer Ökologisierung des Steuersystems hätte genutzt werden können, wurden verpasst. Noch immer werden pro Jahr mehr als 4 Milliarden Euro an umweltschädlichen Subventionen ausgeschüttet.

Aus diesen und anderen Gründen ist es Österreich in den letzten 25 Jahren nicht gelungen, seine Treibhausgasemissionen signifikant zu senken. Der Prozess zur Erstellung einer integrierten Energie- und Klimastrategie lässt wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Mit großer Sorge haben wir das heuer präsentierte Grünbuch zur Energie- und Klimastrategie gelesen, in dem der Handlungsbedarf in Frage gestellt wird und verbindliche und langfristige Ziele offen gelassen werden. Dabei sollte es keine Diskussion mehr darüber geben, ob es solche braucht! Viele ExpertInnen und TeilnehmerInnen der von Ihnen eingesetzten Arbeitsgruppen resignieren bereits angesichts der offensichtlichen Mängel bei Koordination und Zielsetzungen.

Sehr geehrte Mitglieder der österreichischen Bundesregierung,
Nehmen Sie unsere Sorgen und vor allem die Wichtigkeit der Angelegenheit ernst und handeln Sie nicht nur für eine Legislaturperiode sondern für eine nachhaltige Zukunft. Stellen Sie die ökologische Nachhaltigkeit ins Zentrum ihrer Politik, anstatt sie als Randthema abzutun. Erkennen Sie die Verbindung von Umwelt und sozialen Fragen an ­– denn diese zwei Dimensionen sind heute nicht mehr zu trennen. Setzen sie sich das Ziel, Österreich zum Musterland in den Bereichen saubere Energie, nachhaltige Wirtschaft und Klimaschutz zu machen. Beweisen Sie globale Solidarität – denn Klimaschutz kann nie an der eigenen Grenze enden.

Und geben sie Jugendlichen wie uns die Möglichkeit, an so wichtigen Prozessen teilzuhaben – nicht durch fragwürdige Alibipartizipation, sondern über echte Einbindung!

Es kann heute nur mehr einen Weg geben: Einen möglichst schnellen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern und Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Deshalb appellieren wir an Sie, jetzt alle erforderlichen Schritte für eine lebenswerte Zukunft für uns und alle, die nach uns kommen, zu setzen.

Energiewende jetzt!

 

Hochachtungsvoll,

engagierte Jugendliche für einen sozial-ökologischen Wandel und echten Klimaschutz

Offener Brief: Verbindliche Klimaziele – Energiewende jetzt!
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