18. 12. 2016

“System Change, not Climate Change!” am Privataktionärstag des Vienna International Airport

sc-privataktionaerstag-2016-flughafenFreitag, 18. November: Wir besuchen den Privataktionärstag des Flughafens Wien. Gerüstet mit Banner und Flyer in Papierflieger-Form haben wir dort unseren Widerstand gegen den Bau der 3. Piste erneut deutlich gemacht. Denn: Es kann nicht sein, dass in Zeiten des Klimawandels und der ökologischen Krise noch in Infrastrukturprojekte investiert wird, die allein an Profitinteressen anstatt einer lebenswerten Zukunft orientiert sind!
Der Vorstand skizzierte die Wachstumsgeschichte des Flughafens: Wien wird mehr und mehr ein geschätztes Ziel für Städtereisen – besonders attraktiv für die wachsende Mittelschicht der ehemaligen Ostblockländer, die an Österreich grenzen. Der Flughafen Wien sei daher von zentraler Bedeutung für den Tourismus. Die 3. Piste wurde nicht explizit erwähnt, aber wird dadurch legitimiert. Allerdings kann deren Wirtschaftlichkeit auf Grund ihrer hohen Baukosten in Frage gestellt werden. Schätzungen gehen von einer bis – wahrscheinlicher – drei Milliarden Euro für Flugbahn und Begleitprojekte wie Rollflächen und Neutrassierung der B10 aus.

Ökologisch gesehen ist die 3. Piste nicht nur fraglich sondern katastrophal: Laut Berechnungen der Physikerin Brigitte Buschbeck würde der Flughafen durch eine 3. Piste und dem dadurch ermöglichten prognostizierten Flugwachstum klimawirksame Emissionen von etwa 10 Millionen Tonnen pro Jahr verursachen. Zum Vergleich: Der gesamte österreichische Straßenverkehr produziert derzeit etwa 22 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr. Der Flughafen Wien wäre damit gleich hinter der Voest der zweitgrößte Emittent in Österreich.
Der Anstieg der klimawirksamen Emissionen und anderen möglichen Umweltschaden – Lärm, NOx-Austoß und Ozonbildung, Bodenverbrauch, Zerstörung von Lebensräumen – die mit dem Bau der 3. Piste einhergehen würden, sind für den Flughafen Wien nicht wirklich ein Thema. Der Vorstand argumentiert, dass durch technischen Fortschritt und Effizienzsteigerung die Umweltauswirkungen von Flügen sänken.
Der Rebound-Effekt wird in dieser Argumentation nicht berücksichtigt: Eine höhere Effizienz bedeutet eine Kostenreduzierung. Diese führt zu einer Steigerung des Angebots und der Nachfrage. Schließlich führt also eine Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks pro Passagier zu einem Flugwachstum, das die relativen Umweltgewinne vernichtet und in absoluten Zahlen eine deutlich höhere negative Umweltauswirkung hat. Es gibt bisher keine Belege, dass eine Entkopplung des Wachstums von Klimaschäden möglich ist.
Wenn Wien seine Tourismuszahlen steigern will, sollte statt in den Flughafen in den Zugverkehr investiert werden. Zugreisen verursachen ca. 15 mal weniger CO2-Emissionen als Flüge und sind damit deutlich umweltfreundlicher.

Weiter versuchen uns die Aktionär*innen zu vermitteln, dass die 3. Piste, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Stärkung der Wirtschaft in der Region bedeutet. Neue Studien [1] konnten allerdings keinen wahrnehmbaren Zusammenhang zwischen Wirtschaftsleistung sowie Arbeitsplätzen in einer Region und einem Flughafen jeweiligen Standort nachweisen. Vor allem Regionalflughäfen sind selten wirtschaftlich und können nur mittels staatlicher Betriebsbeihilfen überleben. In der EU schreiben 42 % der Flughäfen Verluste, bei Regionalflughäfen ist es sogar die große Mehrheit. Daher sollte in zukunftsfähige Wirtschaftsbereiche wie Bahnverkehr, ökologische Landwirtschaft, Bildung oder erneuerbare Energien investiert und Arbeitsplätze in diesen bereichen geschaffen werden.

Wir rufen die Aktionär*innen auf, sich aktiv gegen eine 3. Piste zu wehren! Unsere Umwelt und Zukunft darf nicht für Dividenden geopfert werden! Investieren wir in eine lebenswerte Zukunft für Alle statt Profit für Wenige!

Mehr Hintergrundinformationen auf:

https://systemchange-not-climatechange.at/stopp-3-piste/hintergrund/
https://systemchange-not-climatechange.at/positionspapier-stopp-3-piste/

[1] http://www.cedelft.eu/publicatie/the_economics_of_airport_expansion/1363; ; http://liesing.fluglaerm.at/Dokumente/TUChemnitzWirtschaftlicheEffekteLuftverkehrOesterreich2016.pdf

 

Mit Klimawandel spekuliert man nicht!
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