Die Coronakrise und die Klimakrise zeigen, dass der Kapitalismus und die Gesundheit unserer Gesellschaft nicht kompatibel sind.
Die Coronakrise zeigt unserer Gesellschaft gerade im Schnelldurchlauf und mit voller Wucht, dass die wirklichen Grundbedürfnisse für ein Gutes Leben (mentale und physische Gesundheit, Wohnen, Ernährung, Bildung, Gemeinschaft…) speziell in Krisen nicht mit den “Bedürfnissen“ des Kapitalismus kompatibel sind. Die Forderung nach dem Einschränken der sozialen Kontakte und dem gleichzeitigen Offenhalten vieler nicht notwendiger Produktionsstätten – trotz Ansteckungsrisiko – führt uns dies sehr sichtbar vor Augen. Wir leben aber schon seit Jahrzehnten in einer Gesellschaft, in der sich der Kapitalismus verselbstständigt hat und den Planeten und Milliarden Menschen ohne Rücksicht auf Verluste ausbeutet…
Weltweit müssen Gesellschaften gerade zwischen der Absicherung ihrer Grundbedürfnisse und der “Stabilisierung“ des schon seit langem instabilen kapitalistischen Wirtschaftssystems wählen. In vielen Ländern hat der Zwang nach Wirtschaftswachstum dazu geführt, dass notwendige Maßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise, aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen, erst viel zu spät gesetzt wurden. Die “Gesundheit” von Aktienmärkten zählt offensichtlich mehr als die Gesundheit von Menschen. Die Grundbedürfnisse werden, schon seit langem aber speziell jetzt, durch den Kapitalismus und seinen Wachstumszwang aufs Spiel gesetzt. Ein Unterschied zu dem krisenhaften Normalbetrieb dieses kranken Wirtschaftssystems besteht darin, dass die Maxime “Profit before people” jetzt auch verstärkt in den westlichen Demokratien sichtbar wird. Das seit kurzem sehr populäre “flattening of the curve“ ist auch in vielen anderen Bereichen möglich und oft sogar überlebenswichtig: das ausbeuterische Wirtschaftswachstum, die Unterdrückung durch das Patriachat, CO2 Emissionen, Zerstörung von Biodiversität, militärische Aufrüstung und die ungleiche globale Verteilung von Ressourcen sind hier zu nennen.
Diese Kapitalismus-Pandemie wird uns von den Profiteuren und Großkonzernen als “Fortschritt“ und alternativloser Weg in die Zukunft verkauft. Dieser “Fortschritt“ spaltet aber unsere Gesellschaft, produziert immer größerere globale Ungleichheit, die für viele Menschen im Globalen Süden schon jetzt den Tod bedeutet, und zerstört unseren Planeten und damit die Lebensgrundlage für unser aller Zukunft. Durch ungebremstes Wachstum überschreiten wir immer mehr ökologische und soziale Kipppunkte und überlasten damit schon jetzt unsere Gesellschaft und die Kapazitäten unseres Planeten.
Wir zerstören die Gesundheit unserer Gesellschaft und die unseres Planeten für eine Profitmaximierung, von der nur sehr wenige profitieren und welche schon seit langem in keiner Verbesserung der Lebensqualität für die Allgemeinheit resultiert. Globale Solidarität und Kooperation werden in unserem kapitalistischen System der Ausbeutung von Mensch und Natur geopfert und speziell in der Coronakrise dem nationalistischen Denken untergeordnet. Die verheerende Situation in den verschiedenen überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln und das Aussetzen von Menschenrechten sind nur zwei Beispiele für die krankhaften Symptome der Kapitalismus-Pandemie. Die Forderung nach Solidarität gegenüber den vulnerablen Gruppen kann nur dann ernst gemeint sein, wenn sie grenzenlos ist. Um die globale Ungleichheit, die Krisenanfälligkeit unseres Systems und die Gefährdung der Grundbedürfnisse aller zu bekämpfen brauchen wir ein neues solidarisches, resilientes und klimagerechtes System, welches die Bedürfnisse und die Gesundheit aller über Profitmaximierung stellt. Die Kapitalismus-Pandemie hat schon lange vor Social-Distancing die Vereinzelung der Menschen im Namen der individuellen Leistungsoptimierung vorangetrieben. Um die Transformation dieses Systems voranzutreiben braucht es Kooperation und einen starken Fokus auf Beziehungen anstatt Individualisierung und Isolation.
Dieses solidarische System kann nur außerhalb des Kapitalismus bestehen. Für unser kapitalistisches System ist Wirtschaftswachstum überlebensnotwendig, deshalb wird es den Grundbedürfnissen übergeordnet. Um diese immer schneller werdende Fahrt in Richtung Abgrund noch abzuwenden, braucht es jetzt radikale Maßnahmen, um die komplette Überlastung unseres Systems zu vermeiden, den leidvollen Tod von Milliarden Menschen zu verhindern und stattdessen ein gutes Leben für alle sicherzustellen.
Disruptive Momente (“Schocks”), wie die derzeitige Krise, sind auch eine Möglichkeit für radikale Veränderung von Systemen. Die Frage ist nur: in welche Richtung? Lasst uns also gemeinsam aktiv werden, aus einer Gesellschaft der Individualisierung und Isolation ausbrechen. Kooperationen können uns in diesen Pandemien helfen neue Wege zu gehen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam eine gute Zukunft für uns alle zu gestalten.
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