1. 6. 2018

3. Piste:  Der schnellste Weg zur Klimakrise

Über 3.000.000 Tonnen Emissionen würde die 3. Piste pro Jahr verursachen. Genauso viel wie ein Drittel der Wiener Bevölkerung.

Würde die 3. Piste am Flughafen Wien-Schwechat gebaut werden, so hätte das so viele Emissionen zur Folge, wie das jährliche Leben von 580.000 Wienerinnen und Wienern. Oder so viel, wie das von 1,7 Millionen Inder*innen, von denen übrigens viele noch nie ein Flugzeug von innen gesehen haben.

Weniger als 10 % der Weltbevölkerung sind bisher geflogen. Die Konsequenzen jedoch tragen andere: die Menschen in zunehmend von Dürren oder Überschwemmungen geplagten Regionen; Inselbewohner*innen, die bald vom steigenden Meeresspiegel verschluckt werden; zukünftige Generationen; Menschen, die von Fluglärm und dem gesundheitschädlichen Feinstaub der Flugzeuge betroffen sind.

Dennoch soll der Flugverkehr wachsen, und zwar massiv: In den nächsten 20 Jahren wird eine Verdoppelung der Zahl an Flugzeugen und der geflogenen Passagierkilometern prognostiziert. Über 550 Flughäfen und Pisten werden derzeit geplant oder gebaut, immerhin 86 davon in Europa – und eine in Wien.

Klimaschädlichstes Projekt Österreichs

Am 28. März 2018 genehmigte nach einigem Hin und Her das Bundesverwaltungsgericht den Bau der 3. Piste. Noch ein Jahr zuvor hatte es den Flughafenausbau untersagt, um zu hohe klimaschädliche Emissionen und Bodenversiegelung zu vermeiden. Denn der Bau und Betrieb der dritten Piste würde zu einer Zunahme von 1,79 % bis 2,02 % der gesamten Emissionen von ganz Österreich führen. 1188 Kilotonnen CO2 entstünden dadurch (siehe BvwG Erkenntnis 2.2.17 S.20f, 76f, BvwG Erkenntnis 28.3.18, S. 108, 160). Doch CO2 ist nicht die einzige Klimawirkung von Flügen. Werden auch Rußpartikel, Stickoxide, Ozon oder Kondensstreifen und Zirrusbewölkung miteingerechnet, so kommt man auf 3186 Kilotonnen CO2 Äquivalente im Jahr 2025. So viele Emissionen, wie ein Drittel der Wiener Bevölkerung jährlich verursacht.

„Eine dermaßen klimaschädliche Infrastruktur in einer Zeit zu bauen, in der die Klimakrise mehr als deutlich an die Tür klopft, ist absolut unverantwortlich. Das gießt eine emissionsintensive Mobilität für die nächsten Jahrzehnte in Beton. Es stabilisiert das aktuelle System – denn drei Jahre später wird man kaum zugeben wollen, dass diese Investition in den Sand gesetzt wurde. Der notwendige sozial-ökologische Wandel rückt damit in noch weitere Ferne“, erklärt eine der Aktivist*innen von „System Change, not Climate Change!“

Climate Games: Im Rahmen einer Aktion wird die Klimaschädlichkeit der 3. Piste veranschaulicht.

Im Juni 2017 machte der Verfassungsgerichtshof dem Vorreiterurteil des Bundesverwaltungsgerichts einen Strich durch die Rechnung: Es sei verfassungswidrig, den Pistenbau zu untersagen. (Dies, obwohl Umweltschutz als Staatsziel in der österreichischen Verfassung verankert ist.) Die Emissionen seien zudem falsch berechnet worden: Es dürften nur die „Landing and Take Off“-Emissionen (LTO) berechnet werden, und somit nur die Emissionen, die beim Rollen, dem Start, den maximal 900 Meter Steigflug sowie bei den Landungen verursacht werden. Für die international üblich berechneten Cruise-Emissionen der Flüge und somit 84 % der CO2-Emissionen sei der Flughafen nicht verantwortlich, so der Verfassungsgerichtshof. Ganz zu schweigen vom gesamten Klimaeffekt der Flugzeuge.

Auflagen an den Flughafen: Ein Tropfen auf den heißen Stein

Vom Gerichtshof ausgebremst genehmigte das Bundesverwaltungsgericht im März 2018 die 3. Piste. Mit einigen Auflagen. 30.000 Tonnen CO2 soll der Flughafen bis zum Pistenneubau einsparen. Klingt gut, tatsächlich ist das jedoch nicht einmal 1 % der Klimawirkung der 3. Piste. Zusätzlich soll der Flughafen “CO2-neutral” werden, zertifiziert durch die Airport Carbon Accreditation Initiative. Doch auch hierbei handelt es sich um eine Farce: Das Hauptgeschäft des Flughafens, die Flüge, werden nicht mit eingerechnet. Bei der “CO2-Neutralität” geht es ausschließlich um Betriebsemissionen am Boden, zum Beispiel durch die Energieversorgung im Terminal.

Doch die Flughäfen können es sich einfach machen: Der Großteil der Emissionsreduktion wird durch den Kauf billiger Kompensationsgutschriften ausgelagert. Offsetting heißt dies offiziell. Dabei handelt es sich meistens um Projekte im Globalen Süden wie Wasserkraftwerke für erneuerbare Energieerzeugung oder Baumplantagen, die selbst nicht selten zu ökologischen und menschenrechtlichen Problemen führen. „Wir nennen das Ablasshandel. Damit eine kleine Elite der Welt ruhigen Gewissens noch mehr fliegen kann, sollen andere die Kosten tragen.“ Nicht zuletzt deshalb setzt sich „System Change, not Climate Change!“ für Klimagerechtigkeit und den Stopp der 3. Piste ein.

 

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