Die Revolution in Rojava steht für Frauenbefreiung, für radikale Demokratie und Ökologie. Sie steht für Hoffnung in Menschlichkeit und Frieden. Darum geht es uns alle an, egal ob in Rojava, Berlin oder Wien!
Am Sonntag, 01. November fand auch in Wien anlässlich des Welt-Kobanê-Tages eine Demonstration gegen das Erdogan-Regime in der Türkei statt. Zu dem Protest rief RiseUp4Rojava Wien auf, in dem zahlreiche Gruppen und Organisationen vertreten sind, die sich gegen Rüstungsexporte, gegen Krieg und für Frieden in Kurdistan einsetzen.
Das Bündnis fordert die Einstellung sämtlicher Rüstungsexporte an die Türkei, das Ende der Verfolgung türkischer und kurdischer Oppositioneller in Österreich und eine scharfe Abgrenzung Österreichs gegenüber Erdogan. Die Zivilgesellschaft in Österreich müsse sich gegen die Kriegspolitik des türkischen Staates stellen, erklärt das Bündnis in seinem Demonstrations-Aufruf. Dabei geht es den Aktivist*innen nicht nur um Kurdistan und Syrien, sondern auch um andere Kriegsschauplätze, an denen die Türkei beteiligt ist, wie Arzach (Bergkarabach) und Libyen. Auf der Demonstration sprach neben kurdischen Gruppen, Vertreter*innen von diversen feministischen Organisationen, von linken österreichischen Organisationen und von der armenischen Gemeinde in Wien auch System Change, not Climate Change!
Rede am “Welt Kobane Tag” 1. November 2020 im Wiener Resselpark
Liebe Freundinnen und Freunde der Revolution in Rojava!
Ich bin heute hier, um die Solidarität der Klimagerechtigkeitsbewegung mit der kurdischen Befreiungsbewegung und die Hoffnung in die Revolution in Rojava auszudrücken. Zunächst werde ich etwas über Ökologie sprechen.
Ökologie ist ein Gerechtigkeitsthema
Während wir über warme Winter und heiße Sommer klagen, zerstört die Klimakrise die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und treibt sie in die Flucht. Doch die Klimakrise wird weiter angeheizt und droht zu eskalieren. Die kapitalistischen Zentren der Welt, allen voran Europa, sind dafür verantwortlich! Sie haben am meisten CO2 ausgestoßen. Mit dem Kolonialismus haben sie ihre Ideologie mit Gewalt auf der ganzen Welt verbreitet.
Klimagerechtigkeit heißt Antikapitalismus
Der Kapitalismus kennt keinen anderen Weg. Um weiter Profite zu machen, werden immer mehr und immer mehr Rohstoffe, Kohle und Öl benötigt. Zum Beispiel wird das Erdöl, das sich in hundert Millionen Jahren angesammelt hat, in nur einem Jahrhundert für immer verbrannt.
Das Gerede von grünen Technologien, wie zum Beispiel synthetische Kraftstoffe oder das Herausfiltern von CO2 entpuppt sich beim näheren Hinsehen als grüne Lügen. Lügen, die weder die Welt, noch den Kapitalismus retten können.
Deshalb sagen wir: System Change, not Climate Change.
Klima und Krieg
Um den Zugang zu knapp werdenden Rohstoffen zu sichern, werden Waffen gebaut, Kriege geführt und Länder ins Chaos gestürzt. Aktuell befindet sich die Welt in einem Rüstungsboom, allen voran Europa und Deutschland. Die Menschen, die vor Krieg, Hunger und Zerstörung nach Europa fliehen, werden an den Grenzen der EU misshandelt und ermordet.
Der Kapitalismus sich nur noch durch ein massives Ausweiten von Gewalt und Krieg halten kann. Kurz hat 2016 gesagt ‘Es wird nicht ohne hässliche Bilder gehen.’ Wir Menschen sollten diese unmenschliche Gewalt akzeptieren. Wir sollten die Frauenmorde akzeptieren, die Entsolidarisierung und Spaltung der Gesellschaft, den Krieg und den Faschismus. Das ist die Botschaft, die Menschen täglich zu hören bekommen.
Das können wir nicht akzeptieren! Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist bitter nötig!
Menschlichkeit ist größer als Faschismus
Manchmal fällt es schwer daran zu glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Nicht nur die Repression des Staates schwächt unsere Bewegung. Auch die Zweifel an der Gesellschaft, an unseren Mitmenschen in Wien schwächen uns. Wir ziehen uns in unsere Bubble zurück. Doch wir wissen, dass nur eine Massenbewegung die Zustände ändern kann. Die Kurdinnen und Kurden mit ihrer langen Tradition des Widerstands haben es geschafft, ihr Haupt zu erheben und das Joch der Unterdrückung zu zerschmettern. Kobanê wurde gegen die Schreckensherrschaft des IS und gegen den türkischen Faschismus verteidigt.
Die Verteidigung von Kobanê ist ein leuchtendes Feuer der Hoffnung für die ganze Welt! Hoffnung in die Menschlichkeit, in Frieden und in Demokratie.
Revolution in Rojava
Doch die Kurdische Bewegung hat nicht nur den Faschismus zerschmettert, sie hat ihm eine demokratische Gesellschaft entgegengesetzt. Die Revolution in Rojava steht für Frauenbefreiung, Ökologie und radikale Demokratie. Damit ist sie für uns ein Vorbild. Mit Spannung schauen wir auf die demokratische Organisierung in Rojava.
Hier in Europa müssen wir dem zerstörerischen System eine klimagerechte und solidarische Gesellschaft entgegensetzen! Der Übergang in eine klimagerechte Gesellschaft kann nur demokratisch gelingen. Sei es über Bürger*innenräte oder über die Demokratisierung von Betrieben. Im Kapitalismus entscheidet einzig und alleine das Streben nach mehr und mehr Geld, was produziert wird. Das ist falsch. Die Menschen müssen entscheiden, was sie zum Leben brauchen und was produziert wird! Konkret fordert System Change, dass Mobilität als Grundbedürfnis demokratisch organisiert wird. Den Kampf für eine andere Welt können wir nur gemeinsam gewinnen. Die Revolution in Rojava ist eine Revolution für die gesamte Menschheit, sie ist auch unsere Revolution! Deshalb müssen wir sie gemeinsam verteidigen.
Es lebe Rojava!